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Die Tragödie, die Federers Leben veränderte

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Die Tragödie, die Federers Leben veränderte

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Tragödie veränderte Federers Leben

Am 23. April 2000 verkündet Tennis-Star Roger Federer, wer sein neuer Trainer werden soll. Die Entscheidung zwischen Peter Carter und Peter Lundgren sollte seine gesamte Karriere prägen.
Eine Ära ist zu Ende: Roger Federer verabschiedet sich vom Profi-Tennis. Eine der größten Sport-Ikonen des 21. Jahrhunderts geht als Maestro der Superlative.
SPORT1
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von SPORT1

Heute vor 24 Jahren war ein ganz entscheidender Tag für die Tennis-Legende Roger Federer. Am 23. April 2000 verkündete der Schweizer, ob er von seinem langjährigen Jugendcoach Peter Carter oder vom früheren Topspieler Peter Lundgren trainiert werden möchte. Im Nachhinein sprach Federer von „der schwersten Entscheidung“ seines Lebens.

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Der damals 19-Jährige trainierte zu jenem Zeitpunkt noch beim Schweizer Tennisverband, aber hatte sich bereits Anfang des Jahres dazu entschlossen, sein eigenes, privates Team aufzubauen. Für ihn stellte sich die Frage zwischen Carter oder Lundgren. „Das Problem ist, ich arbeitete gerne mit beiden zusammen“, erklärte Federer später in seiner Biographie The Master, die vom Journalisten Christopher Clarey geschrieben wurde.

Peter Lundgren (l.) und Peter Carter zusammen bei den French Open im Jahr 2000
Peter Lundgren (l.) und Peter Carter zusammen bei den French Open im Jahr 2000

Federers Vertraute sprechen sich für Lundgren aus

Für seine Entscheidungsfindung bat der heute 43-Jährige um Rat sowohl beim damaligen Cheftrainer des Schweizer Tennisverbandes, Sven Groeneveld, als auch bei seinem Fitnesstrainer sowie Physiotherapeuten, Paul Dorochenko.

„Mir war klar, dass Roger in seinen Anfangsjahren mit so viel Kritik konfrontiert sein würde, und ich hatte das Gefühl, dass Peter Lundgren international einen besseren Ruf hatte und die Schweizer Medien ihn nicht niedermachen konnten“, erklärte Groeneveld in der Biographie. Er fügte hinzu: „Sie hätten Peter Carter schneller niedermachen können, da er nie ein Top-50-Spieler war und nie ein ATP-Turnier gewonnen hatte. Er kam aus einer kleinen Stadt in Australien. Er hatte nicht diesen Status, den Lundgren hatte. Aufgrund dessen sowie seinen Verbindungen zum schwedischen Kader hatte ich mich für Lundgren und nicht für Carter ausgesprochen.“

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Auch Dorochenko war dieser Meinung. Im Buch erinnerte sich der Franzose, dass Federer einst zu ihm gekommen war und nach seiner Meinung gebeten hatte: „Ich sagte zu ihm: ‚Du wirst mit Lundgren besser dran sein als mit Carter.‘“

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Die Verkündung fand infolgedessen an Ostersonntag, dem 23. April 2000 statt. Federers Vater Robert verschickte die Entscheidung seines Sohnes via Fax an die Schweizer Medienlandschaft. In der Mitteilung stand, dass Lundgren Federers neuer Trainer werden würde.

„Es war eine 50:50-Entscheidung“, erklärte Federer später. „Ich kannte Peter Carter, seitdem ich acht Jahre alt war. Es war die schwierigste Entscheidung meines Lebens und es war wirklich nur eine Frage des Bauchgefühls.“

Carter war “am Boden zerstört“

Carter äußerte sich zwar traurig, befürwortete aber in der Öffentlichkeit die Entscheidung. Nach Aussage derjenigen, die ihn gut kannten, entsprach dies aber nicht Carters wahren Gefühlen. Sein enger Freund Peter Smith erinnerte sich in The Master daran, dass beide an jenem Tag ein emotionales Telefonat führten: „Wir hatten ein sehr langes Gespräch, und er war am Boden zerstört. Er hat einen großen Teil seines Lebens mit Roger zusammengearbeitet. Ich glaube, er mochte ihn sehr.“ Im Buch hieß es, Carter sei der Meinung gewesen, dass er einen besseren Einfluss auf Federer gehabt hätte als Lundgren.

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Carter empfand Bitterkeit, und Dorochenko, der zu diesem Zeitpunkt eng mit ihm zusammenarbeitete, bestätigte dies. „Er war danach nie wieder derselbe Peter Carter. Es fiel ihm wirklich schwer, die Entscheidung zu verarbeiten.“

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Lundgren berichtete, dass es jedoch nach der Entscheidung keinerlei Spannungen zwischen ihm und Carter gegeben hätte. In The Master heißt es, dass beide gar Freunde geworden seien. Aber Lundgren konnte Carters Enttäuschung durchaus spüren und schätzte die Art und Weise, wie er damit umging. Das galt auch für Federer. „Als Roger entschieden hatte, zu mir zu kommen, sagte Peter: ‚Wenn du meine Hilfe brauchst, ich bin da. Ich stehe hinter dir. 100 Prozent.‘“

Federer weint um langjährigen Trainer Carter

Lange konnte Carter sein Angebot nicht aufrechterhalten. Er kam nur wenig später - am 1. August 2002 - bei einem tragischen Autounfall auf seiner Hochzeitsreise in Südafrika ums Leben. Dieser Schicksalsschlag lässt Federer bis heute nicht los. Als der „Maestro“ Anfang 2021 während eines CNN-Interviews darauf angesprochen wurde, brach er in Tränen aus. Federer erklärte sichtlich angefasst: „Ich hoffe, er wäre stolz. Ich denke, er wollte nicht, dass ich ein ewiges Talent bin. Es war also ein Weckruf für mich, als er starb - und ich begann wirklich hart zu trainieren.“

Roger Federer (l.) und Peter Carter im Jahr 1998
Roger Federer (l.) und Peter Carter im Jahr 1998

In seiner Biographie stehen dazu weitere Details, denn laut Clarey sollen Federer auch Schuldgefühle plagen. Der Grund: „Federers Mutter Lynette hatte mitgeholfen, die Reise zu organisieren. Und Roger selbst hatte Carter und dessen Schweizer Frau Silvia oft empfohlen, nach Südafrika zu fliegen. Eine Woche vor seinem 21. Geburtstag wurden Rogers ohnehin gewaltige Gefühle noch davon beeinflusst, welche Rolle Federers Familie bei Carters Reise spielte. Schuld mischte sich mit Trauer.“

“Roger war komplett am Boden“

Der Schweizer Tennisstar hielt sich zum Zeitpunkt des Unfalls mit Lundgren bei einem Turnier in Toronto auf. Von seinem Trainer erfuhr er die schreckliche Nachricht. „Roger kam zu mir ins Hotelzimmer und sah mich einfach nur an. Ich sah scheiße aus, was in so einer Situation normal ist. Ich war leer. Es war so hart für Roger und mich. Peter und ich standen uns sehr nah. Wir verbrachten viel Zeit zusammen. Roger verlor seinen ehemaligen Coach und Freund. Ich weiß, wie viel Peter Roger bedeutete. Es war für uns beide das erste Mal, dass wir so etwas durchmachen mussten“, erinnerte sich der Schwede im Buch.

In Basel fand später die Beerdigung statt. Yves Allegro, Federers langjähriger Doppel-Partner im Davis-Cup, erzählte: „Roger war komplett am Boden. Du konntest es an seiner Körpersprache erkennen. Und er konnte nicht aufhören zu weinen. Ich glaube, er hat während der ganzen Beerdigung durchgeweint, eineinhalb Stunden.“

Carters Tod entscheidend in Federers Karriere

Es sei hart gewesen, solchen Kummer zu sehen, so Allegro: „Aber ich denke, im Moment von Peter Carters Tod ist Roger ein Mann geworden. Es war quasi das erste Mal, dass er mit etwas Schlimmen fertig werden musste. Zuvor erreichte er schnell die Top 100, verdiente gutes Geld. Seine Familie war gesund. Seine Eltern waren zusammen. Und er war bereits glücklich mit Mirka liiert. Es lief also alles wie geschmiert. Und dann verlor er eine der wichtigsten Personen in seinem Leben.“

Auch Clarey ist überzeugt, dass der Tod Carters ein Wendepunkt in Federers Karriere war: „Hinter der Entwicklung vom Talent zu einem der größten Spieler aller Zeiten stecken viele Faktoren. Carters Tod ist dabei aber vielleicht sogar der entscheidende. Federer verstand, dass sein Erfolg dem viel zu kurzen Leben von Peter Carter einen größeren Sinn ergab.“

Der Schweizer selbst widmete Monate nach diesem Rückschlag den ATP-Titel in Wien seinem verstorbenen Mentor: „Dieser Titel ist für ihn. Ich vermisse ihn sehr.“