Ein besseres Finish hätte man sich nicht ausdenken können.
Der Kannibale tilgt letzten Makel
Auf dem Weg zum letzten großen Titel, der in seiner beeindruckenden Sammlung noch fehlte, war er wieder einmal der klassische Michael van Gerwen.
Mit 7:10 lag er im Finale der Champions League gegen Peter Wright bereits zurück, der Schotte hatte Match-Darts, ließ die Gelegenheiten aber aus - und plötzlich schlug der unersättliche Kannibale zurück.
Vier Legs in Folge schnappte sich MvG mit unter anderem zwei 14-Dartern und tilgte dank des 11:10 den letzten Makel seiner unglaublichen Titelsammlung.
"Es ist großartig. Dieses Turnier stand ganz oben auf meiner Liste. Es ist ein sehr wichtiger Erfolg für mich", sagte van Gerwen. Mit 30 Jahren hat er nun jeden PDC-Titel gewonnen und seine Dominanz einmal mehr untermauert.
Van Gerwen mit Parallelen zu Taylor
Nur dem großen Phil Taylor gelang es vor dem Niederländer, alle großen Titel auf der Tour zu gewinnen. Er dominierte die Konkurrenz sogar noch stärker, allerdings könnte man argumentieren, dass van Gerwens Leistung mindestens genauso beeindruckend ist.
Denn die Konkurrenz im Darts ist heutzutage deutlich größer und spielt ein teils deutlich höheres Niveau als zu Taylors Glanzzeiten.
Tatsächlich schüchtert MvG mittlerweile einen Großteil seiner Kontrahenten allein schon durch seine bloße Präsenz derart ein wie einst nur "The Power".
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Seitenhieb auf Peter Wright
Wright kann ein Lied davon singen: "Snakebite" verlor auch sein elftes TV-Finale gegen die Nummer eins der Weltrangliste. Am Ende wackelte er wieder einmal, van Gerwen spürte es.
"Als Peter die Darts auf Doppel-12 hatte, dachte ich es sei vorbei, aber nach dem letzten Dart drehte er sich um und sah ziemlich nervös aus. Das war meine Chance", sagte van Gerwen.
Dieser unbändige Erfolgshunger zeichnet ihn aus. Wenn er Blut leckt, beißt er sofort zu – eben wie ein Kannibale, das lässt er seine Gegner auch verbal spüren:
"Es war wie im Premier-League-Finale. Du konntest sehen, wie er die Match-Darts geworfen hat. Er macht sich Gedanken, wenn er mich schlagen kann und ist nervös. Das ist ein Kompliment für mich."
Diese Qualität zeichnet die ganz Großen aus, wie Eddie Merckx im Radsport oder eben auch Phil Taylor. Diese Gier, nicht nur zu gewinnen, sondern die Gegner zu dominieren.
Darts-Welt zeigt Respekt
Auch deshalb wird er nicht geliebt, aber Respekt haben sie alle, selbst Gerwyn Price. Der Bad Boy führte im Halbfinale der Champions League mit 10:9, spielte einen 102er-Average bei einer Doppelquote von 60 Prozent, aber selbst das reichte am Ende nicht. Im Entscheidungsleg traf er von den ersten zwölf Darts nur zwei Triple.
"Es ist sehr bitter, dass ich verloren habe, aber ich habe Michael bis zum Schluss gefordert. Ich habe glaube ich ganz gut gespielt, aber er hat gezeigt, warum er der Weltmeister ist. Er hat nie aufgegeben", sagte Price.
Mehr als 120 PDC-Titel
Als van Gerwen nach seinem WM-Triumph 2019 bei SPORT1 erfuhr, dass er im gesamten Turnier nur acht Sätze verloren habe, entgegnete er in typischer Manier: "Das sind immer noch zu viele."
Mehr als 120 Titel hat er mittlerweile gewonnen, darunter drei Weltmeisterschaften, fünfmal die Premier League (viermal in Folge), zuletzt zum fünften Mal den World Grand Prix, fünf Masters, drei Grand Slams und und und.
Satt ist "Mighty Mike" aber noch lange nicht. Vor allem noch mehr WM-Titel sind sein Ziel. Auch den Average-Weltrekord, den ihm kürzlich Wright wegschnappte, will er sich zurückholen.
Der Darts-Kannibale wird wohl noch einige Zeit sein Unwesen treiben.