Die Basketballer des FC Bayern erlebten einen gebrauchten Abend. Vor heimischem Publikum kassierte der Deutsche Meister gegen Khimki Moskau eine 74:87-Packung.
Der FC Bayern hat ein Problem
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Hauptverantwortlich dafür: Ein 0:20-Lauf zwischen dem Ende des zweiten und dem Beginn des dritten Viertels, als sich der russische Topklub teilweise in einen Rausch spielte.
"Das war offensiv und defensiv ziemlich schlecht", sagte Coach Dejan Radonjic auf SPORT1-Nachfrage zur spielentscheidenden Phase. Er bemängelte zudem die Ballverluste seines Teams.
Bayerns Problem auf der Eins
Deutlich wurde auch wieder einmal, dass die Bayern auf der Spielmacherposition ein Problem haben.
Maodo Lo spielt eine tolle Saison, doch hinter dem Nationalspieler wird es dünn, vor allem, was das Playmaking betrifft.
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DeMarcus Nelson und Diego Flaccadori scheinen den Ansprüchen, die ein Team mit Playoff-Ambitionen in der EuroLeague trägt, nicht zu genügen.
Auf die SPORT1-Nachfrage, ob Radonjic mehr von seinen Backups benötigte, antwortete der 49-Jährige: "Mit Sicherheit".
Radonjic: "Nelson war schlecht"
Nach dem Abgang von Spielgestalter Stefan Jovic und der Verletzung von Neuzugang T.J. Bray liegt beinahe die gesamte Verantwortung auf Lo.
Auch gegen Moskau musste der 26-Jährige länger ran als geplant, wie Radonjic anschließend angab. Lo spulte 31 Minuten ab, während Nelson und Flaccadori nur jeweils viereinhalb Minuten auf dem Parkett standen.
Besonders Nelson war von der Rolle und brachte in seiner kurzen Einsatzzeit einen Plus/Minus-Wert von -10 zustande.
Radonjic nahm deswegen auch kein Blatt vor den Mund. "Er war wirklich schlecht heute. Wir erwarten mehr von ihm", kritisierte er den US-Amerikaner.
Nelson und Flaccadori mit Luft nach oben
Der 34-Jährige war im Sommer von Villeurbanne gekommen, wo er in der Finalserie als bester Spieler ausgezeichnet wurde.
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Doch abgesehen von einem Zwischenhoch gegen Mailand, als er neun Punkte markierte, bleibt Nelson in München hinter den Erwartungen zurück, sowohl international als auch in der Liga (3,0 Punkte, 1,5 Assist).
Flaccadori wiederum hatte gute Minuten beim Sieg gegen Villeurbanne, konnte oder durfte (insgesamt nur 19 Minuten in der EuroLeague) aber ansonsten nicht wirklich viel zeigen.
Lo überzeugt
Lo hingegen ist in der Liga mit 11,3 Punkten und 3,7 Assists einer der Leistungsträger, seine Dreierquote ist mit 53,8 Prozent herausragend.
In der EuroLeague bringt es der Nationalspieler sogar auf 13 Zähler pro Partie, besonders gegen den französischen Klub Villeurbanne überzeugte er mit 19 Punkten und einer perfekten Dreierquote.
Auch in der Pick'n'Roll Offense weiß Lo zu überzeugen. Doch über 30 Minuten, wie am Donnerstag gegen Khimki, sind eigentlich zu viel und dem Guard dann auch anzumerken.
Playmaking fehlt
Bisweilen geht dem Münchner Spiel die Kreativität ab, die Jovic, der bei Moskau verletzt fehlte, in sich trägt. Der Serbe legte im Vorjahr 5,2 (BBL) bzw. 4,6 Assists (EuroLeague) im Schnitt auf.
Lo ist mehr Scorer als Playmaker. Bayerns jetziges Aufbau-Trio lieferte bei der Pleite zusammen drei Assists bei sechs Ballverlusten – eine unterdurchschnittliche Bilanz.
Auf der Gegenseite agierte Alexey Shved auf einem anderen Level, neun Assists bei vier Turnovers standen am Ende in seiner Statistik.
Mit Bray hat Bayern theoretisch einen kreativen Akteur im Kader, doch der US-Amerikaner fehlt noch bis Januar. Es ist nicht auszuschließen, dass der Klub bis dahin noch einen Tausch auf der Spielmacherposition tätigt.